Vereinbarkeit ist mehr als Kinder

Schriftzug "Tandem", gestempelt. Beitragsbild für Blogpost "Vereinbarkeit ist mehr als Kinder", Kalender und Notizblock im Hintergrund

Ich habe ein Interview gelesen, in einer Ausgabe der “Brigitte” (Nr. 20, 4.09.2022). Der Titel lautet „Tausche Konzernkarriere gegen Elternpflege“. Das Interview wird geführt mit der ehemaligen Managerin Vera Schneevoigt, 57 Jahre alt, zuletzt bei Bosch. Jetzt hat sie gekündigt, um ihre Eltern und Schwiegereltern zu pflegen. 

Das hier ist keine Blattkritik oder Analyse der Interviewtechnik. Es ist ein einseitiges Interview. Der Anlass für diesen Text war ein Post der Interviewgästin bei Xing, mit dem sie sich in Form eines “Abschiedsbriefs an Kollegen und Mitstreiter” gewandt hat.

Der Artikel ist mittlerweile mehrfach online erschienen, Google findet Anfang November bei Eingabe des Titels unter anderem einen Gastbeitrag von Vera Schweevoigt bei Wirtschaftskraftplus.de. Der Harvard Business manager hat Vera Schneevoigt als Interviewgast im Führungspodcast.   

Genug Kontext – jetzt Inhalt. Und warum ich gerade jetzt hier was dazu schreibe. 

Mein erster Gedanke war der gleiche, wie ihn vermutlich viele haben: Echt jetzt? Da gibt es doch flexiblere Möglichkeiten. I mean: Bosch?! Die sollten doch weiter sein. Ich habe keine Ahnung, wie die Unternehmenskultur bei Bosch ist, wie hierarchisch oder auch eben nicht dieses Unternehmen funktioniert.

Kann ich recherchieren, tut aber nix zur Sache. Denn: Die Frau hat so entschieden und das ist ihr gutes Recht. Außerdem kann sie es sich leisten, wie sie selbst sagt. Absolute Klarheit der eigenen Privilegien hier. Danke!  

Allerdings werden im Interview so viele Punkte angerissen und offene Fragen formuliert. Ich versuch‘ mich mal an ein paar Antworten. Außerdem mag ich mal wieder über diese meine Themen schreiben und solche Artikel, die online und auf Papier ihre Wirkung haben, sind ein netter Anlass. 

#artgerecht und lösungsorientiert

Mein Hauptthema ist ja nun mal Vereinbarkeit und artgerechtes Arbeiten. Wie perfekt passt dieses Beispiel? Denn ja, es geht um mehr als darum Kinder und Karriere zu vereinbaren. Es geht darum, dass Arbeit in Leben passt und umgekehrt. Und natürlich ist eine alternde Generation und der Beginn der Verrentungswelle der Boomer-Generation, die auf Generationen mit einer ganz anderen Haltung und anderen Werten zu Arbeit und Leben trifft, Brennglas und Zündstoff. 

Ich möchte hier nicht Buzzword-Bingo spielen. Ich habe drei Seiten Text gelöscht. Denn ich mag mal was Neues einwerfen, so Richtung Lösung. Wäre ja mal ganz schön, nicht immer nur zu meckern. Und ich bin sicher, Bosch kennt das Modell. Es ist eh gerade “hot shit”, oder nicht?

Wie wäre es denn mal mit Tandems? Also Job-Sharing und Top-Sharing? 

Ein Beispiel für so viele

Es geht hier nicht um die konkrete Situation von Frau Schneevoigt. Es geht um sie als Beispiel für so viele Menschen dieser Generation. Und zwar egal, ob diese Menschen selbst Führungskräfte sind oder eine Expert*innenrolle innehaben. Denn meist sind diese Menschen seit Jahrzehnten in Lohn und Brot und das ggfs. in der gleichen Firma. Also blicken sie auf eine Karriere. Die haben sie im Normalfall bewusst gemacht. Wahrscheinlich mögen diese Menschen ihren Job also. 

Aber jetzt kommt’s. Überraschung! Diese Personen sind der geheime Schatz von Unternehmen. Und ja, sicher, Unternehmen haben Wikis und Wissensmanagementsysteme. Aber das, worauf es ankommt, das sind die Menschen und deren Haltung, die das Unternehmen erst zu dem machen, was es ist. Und die durch ihre Art, ihre Werte, ihr Sein in diesem Betrieb Kultur gestaltet haben. 

Es geht nicht um “haben wir immer schon so gemacht” und dergleichen. Es geht hier für mich um die Idee des Generationentandems. Darum, dass eine Person zum Beispiel um die eigenen Eltern weniger Stunden arbeiten möchte, während ein*e Kollege*in gerade auf dem Weg zur Führungskraft ist. Ein Tandem ist dabei kein Mentoringprogramm. Es geht darum auf Augenhöhe zu zweit eine Rolle zu besetzen. 

Dabei gewinnen natürlich die beteiligten Personen. Aber am meisten profitiert das Unternehmen. Erwiesenermaßen steigern solche Tandems nämlich Produktivität und Innovation.

Glaubst du nicht? Ist aber so! Ich schreib dazu bald mehr, denn ich habe ein Jahr hinter mir, in dem ich dazu so viel gelernt habe und anwenden durfte. Ich müsste mal meine Vita ergänzen und “Tandem Coach” und “agile Coach” dazu schreiben. Die Kombination rockt! Bald mehr 🙂 

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