Vereinbarkeit als Instrument für Arbeitgeber*innen – gerade rund um das Trendthema „New Work“

Blogbild, Hintergrund Foto mit Arbeitsmaterialien, Wort "Vereinbarkeit" speziell gestaltet mit Stempeltechnik

Um es klar zu sagen: Hier geht es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ich richte mich an Arbeitgeber*innen, Unternehmer*innen und Institutionen. Natürlich freue ich mich über jede*n Leser*in und bin sicher, dass meine Texte auch für Eltern, selbständig oder angestellt, interessant sind.

Ich lebe Vereinbarkeit. Punkt. Ich kenne verschiedene Perspektiven von Vereinbarkeit. Außerdem bewegt mich das Thema auch emotional. Es ist hochpolitisch und gleichzeitig sehr privat.

So ist Vereinbarkeit etwas größer betrachtet mehr als individuelle Absprachen und geteilte Kalender.

Mein Blog soll Ideen für Vereinbarkeit versammeln. Ich betrachte das Thema aber globaler und grenze mich bewusst ab gegen Tipps für Vereinbarkeit für Eltern. Klar, das wird auch mal mit besprochen. Aber in erster Linie spreche ich Unternehmer*innen und Institutionen an, denn ich möchte zeigen, dass Vereinbarkeit auf Arbeitgeberseite ein ganz wunderbares Instrument ist. Dass dieses starke, und so einfache Tool bis heute seltsam wenig beachtet wird, finde ich immer wieder faszinierend. Blinder Fleck für viele! In meinen Augen: Ein essentieller Bestandteil der sich ändernden Arbeitswelt, ein Bestandteil von New Work und eine ganz andere Herangehensweise.

Wo ein Kind ist, ist Familie

Natürlich geht es um Familien. Es geht darum, dass Eltern – egal ob biologisch, hetero, alleinerziehend, bunt, adoptiert – für ein oder mehrere Kinder da sind, da sein wollen. Da, wo Kinder sind, ist Familie. Für mich ist Familie auch eine gute Partnerschaft und unsere Freundschaften, unser Clan – ja, Familie. Aber hier soll es nun mal um Kinder als verbindendes Element gehen. Diese Kinder brauchen diese Familie. Und die Erwachsenen wollen Familie leben. Das mag früher anders gewesen sein, da ist Familie halt passiert. Aber glücklicherweise entwickelt sich unsere Gesellschaft weiter und das traditionelle Modell hat sich schlicht erledigt. Eine Familie muss Zeit und Raum haben und Erwachsene müssen da sein können. Darum geht es.

Begrifflichkeiten – Befindlichkeiten

Ich habe lange überlegt, ob der Begriff Vereinbarkeit eigentlich passt. Geht so… Alternativ von WorkLife-Balance zu sprechen, erfasst es für mich aber nicht. Ich habe hierzu noch einen ausführlichen Artikel geschrieben. Für jetzt meine Erklärung, dass ich von Vereinbarkeit spreche.

Was wird hier wie vereinbart

Vereinbarkeit kann übrigens mehr bedeuten als Kind(er) mit einem Job bzw. Familie mit Karriere zu kombinieren oder zu verbinden oder abzugrenzen oder was auch immer. Vereinbarkeit weiter gedacht bedeutet, dass es Menschen (Mitarbeiter*innen) möglich macht, zum Beispiel ein zeitintensives Hobby zu haben, ein Ehrenamt auszuüben (Hallo, Gesellschaft – du brauchst deine Ehrenamtler, sonst bist du am A****. Und ja, ich bin selbst ehrenamtlich tätig, seit Schulzeiten, denn es bringt so viel Freude und ist einfach wichtig) oder vielleicht ein Sidepreneur-Business oder eine Weiterbildung zu starten. Vielleicht möchte man ja neben dem eigentlichen Job noch selbstversorgermäßig einen Schrebergarten haben. Oder eine Kindermannschaft trainieren. Vielleicht möchte man einmal die Woche einen Yoga-Kurs geben und macht gerade eine Ausbildung als Yogalehrer*in?

Ja und? Was denkt ein*e Personaler*in dann? Verletzungsgefahr! Unflexibel! Nicht bei der Sache! … You name it. Ich sage: Nö! Das sind ja Menschen, die vielfältig sind. Diese Menschen bringen so viel mit ins Unternehmen. Übrigens auch Eltern von (kleinen) Kindern! Und nebenbei lernen Menschen in der Zeit mit ihren Kindern Skills, die kein Inhouse-Seminar der Welt jemals vermitteln könnte… Soviel zur ersten Dimension ”Vereinbarkeit von x mit y…”

Vereinbarkeit aus Arbeitgeberperspektive

Als Arbeitgeber*in, Unternehmer*in oder Institution bedeutet Vereinbarkeit häufig – so denkt man – erstmal mehr Arbeit. Elternzeit, Teilzeitwünsche und Kinderkrankentage müssen abgefangen und abgerechnet werden. Und Eltern von kleinen Kindern stecken sich über Kita-Kontakte gern noch selbst an und sind ständig krank. Jaja…

Allgemein gesprochen: Glück und Zufriedenheit hält gesund! Kinder sind anstrengend und verlangen Eltern auch vor und nach der Arbeit alles ab. Häufig ist die Arbeitsstelle regelrecht Erholung – und wie cool ist das bitte! Wenn der*die Arbeitgeber*in das erkennt und fördert. Natürlich fair für alle.

Als Unternehmer*in sollte das Thema Vereinbarkeit selbstverständlich sein. Denn es bedeutet messbar bessere Ergebnisse, knallhart nach Zahlenlage und betriebswirtschaftlicher Analyse. Da sind die Vorteile eines möglichst diversen Teams noch gar nicht eingerechnet… Es gibt eine sehr aktuelle Studie, durchgeführt von Roland Berger für das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (By the way: Dieses Wording! Aua!). Es handelt sich um eine wissenschaftlich begleitete Studie auf Basis von nur zehn Unternehmen, aber die Aussagen sind interessant und lesenswert: Renditepotenziale der NEUEN Vereinbarkeit.

Für mich geht es beim Thema Vereinbarkeit aber um mehr als die Rendite. Dass diese Rendite in Zukunft elemantar von Faktoren wie zum Beispiel guten Modellen zur Vereinbarkeit geprägt sein wird, ist völlig klar. Allerdings ist das für mich eine logische Konsequenz aus einem Menschenbild, das geprägt ist von Gleichwürdigkeit und Respekt. Es geht um so viel mehr als Zahlen und betriebswirtschaftliche Modellrechnungen. Die Eltern von heute beschäftigen sich mit Gewaltfreiheit, Bedürfnissen und Freiheit. Wenn sie ihren Blick von den Kindern wieder auf sich selbst richten und beispielsweise zurückkehren aus einer Elternzeit, werden sie einen anderen Blick mitbringen auf ihr Berufsleben. Und sich fragen, ob sie das alles so wirklich, wirklich wollen. Bitte sehr, liebe klassischen Unternehmer*innen: Das hier ist die Chance! Change ist das Stichwort…

Lauter neumodische Begriffe

Und sonst? Sonst gibt es Schlagworte, die je nach Temperament mit Schnappatmung oder resigniertem Achselzucken kommentiert werden:  Generation X, Y, Z (to be continued – wie auch immer 😉 ) zum Beispiel oder Fachkräftemangel / War for Talents oder auch Brain Drift. Alles wichtig. Wird alles hier immer wieder Thema sein. Besonders aber “New Work”.

Auf den ersten Blick ist Vereinbarkeit natürlich nicht die passende Antwort auf diese Schlagworte. Aber gerade ganzheitlich und nachhaltig gedacht, geht es um mehr. Zufriedene Mitarbeiter*innen, die gerne und motiviert arbeiten. Die ihre Arbeit als Bereicherung ansehen. Die die Vorteile zu schätzen wissen. Auch hier: Statistik!1Für 91 Prozent der befragten jungen Beschäftigten zwischen 25 und 39 Jahren mit Kindern unter 18 Jahren spielt die Vereinbarkeit von Beruf und Familie eine wichtigere oder ebenso wichtige Rolle wie das Gehalt.“ – also: Work-Life-Balance sticht Kohle! Immer mehr Betriebe haben Probleme Mitarbeiter – selbst Aushilfen! – zu finden, geschweige denn Facharbeiter.

Noch ein paar Zahlen 2 speziell zu den Vätern, die es in sich haben. Um hier mal direkt aufzuräumen mit den frauenfeindlichen Ansagen in Vorstellungsgesprächen (Die im übrigen nicht rechtens sind! Siehe den wunderbaren Blog der Juramama: „DIE FRAGE NACH KINDERN IST IM BEWERBUNGSGESPRÄCH NICHT ERLAUBT. Setzt sich ein Arbeitgeber darüber hinweg, dann handelt er rechtswidrig und das ist weder „zu verkraften“, noch „legitim“ noch „halb so wild“ oder „irgendwie verständlich“. Das ist zwar vieles im Leben, aber deswegen ist es noch lange nicht erlaubt, legal, straflos, richtig oder gerecht. Ich möchte das nicht mehr lesen in „Bewerbungstipps“.“). Männer sind mittlerweile auch „gefährlich“ und es besteht die „Gefahr“, dass sie einfach ihr Recht (!) auf Elternzeit wahrnehmen bzw. einfach coole Kerle sind, denen Familie und Kinder wichtig sind:

51 Prozent der Väter würden zugunsten der Familie ihren Job zurückschrauben. Bei den jungen Vätern zwischen 18 und 29 Jahren sogar 69 Prozent. NEUNUNDSECHZIG!

Innerhalb eines Jahres, von 2015 zu 2016, hat sich der Anteil jungen Väter, die reduzieren wollen (um zwanzig Prozent) VERDOPPELT! Das nennt sich übrigens vollzeitnah und ich finde das eine echt gute Idee. Warum soll Mama 20 Stunden arbeiten und Papa 40 – statt beide 30?

Wie geht’s weiter?

Ich bearbeite dieses Thema hier in meinem Blog natürlich weiter. Außerdem stehe ich für dieses relevante Thema Rede und Antwort – gerne auf der Bühne oder in Seminaren. Am besten spricht man persönlich, gerne bei einem Kaffee, über individuelle Ideen für individuelle Menschen.

Hier sind meine Kontaktdaten.

 

Fußnote

  1. Die Studie, auf die ich mich hier berufe, ist aus dem Jahr 2010. Ich habe eine Anfrage ans Familienministerium gestellt, ob es aktuellere Zahlen hierzu gibt. Antwort: „Die Personalmarketingstudie wurde im Rahmen des Unternehmensprogramms „Erfolgsfaktor Familie“, mit der das BMFSFJ eine familienfreundliche Arbeitswelt vorantreibt, 2010 und 2012 durchgeführt. Eine weitere Neuauflage gibt es nicht“.
  2. Quelle: Väterbarometer. Repräsentative Bevölkerungsumfrage und Unternehmensbefragung, 2016 durchgeführt durch die GfK imAuftrag des Unternehmensprogramms „ErfolgsfaktorFamilie“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

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